
Friedrich von Bodelschwingh
Es blieb bei wenigen Momentaufnahmen, gestohlenen Stunden, wie ein Besuch in meiner Heimatstadt zu einer liebevoll gestalteten Märchenlesung im Burgturm, wo eine Gruppe engagierter Menschen es sich zur Aufgabe gemacht hat, zu Gunsten von Kinderhilfsprojekten eine verlorengegangene Erzählkultur wiederzuleben.
Manches hin und wieder mit verfremdetem Blick betrachten, lässt den einen oder anderen vergangenen Zauber wieder heraufbeschwören. Trugbild? Möglicherweise. Aber welche Bilder betrügen mich nicht, welche erzählen mir schon die ganze Wahrheit - oder das, was ich dafür halte?


Staunen beim näheren Hinsehen: Das Laub ist vollständig gefallen, hat zarte Knospen an kleinen, aus der zerfurchten Rinde ragenden Zweigen freigelegt, die den alten Riesen außer von versunkenen Zeiten auch vom künftigen Frühling erzählen und so eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft entstehen lassen. Doch was ist die Gegenwart, und was sind zurückliegende und kommende Zeiten anderes als eine Aneinanderreihung von Augenblicken?
Sich sodann mit Einbruch der Dämmerung ins Innere der Mauern begeben,während der Stunde "zwischen Tag und Traum", die allem, was sich in ihr zuträgt, besonderen Glanz verleiht. Auch dieser flüchtig, gewiss. Unaufdringlich auch, was seine Erscheinung zu einer angenehmen macht.
Beim Stöbern im Buchladen fand ich jenen kleinen Literaturfreund, zwischen den Regalen am Boden sitzend, selbstvergessen in seine Lektüre vertieft, sich eigene Geschichten "vorlesend", die sich wohl mit dem eigentlichen Inhalt des Buches messen konnten, wenn sie ihn nicht gar übertrafen. Liebgewordener Satz, der während der Arbeit mit Kindern oft fällt: "Du sollst vor-le-sen!!!" Gesammelte Hoffnungsfunken, Augenblicke, in denen das Hinforteilen der Zeit - wohl nicht anzuhalten, dies wäre sicherlich zu viel verlangt, aber zumindest - innezuhalten scheint.
Möge uns in diesem Sinne mancher Zauber dieser und künftiger Tage wenigstens immer wieder für Augenblicke gegenwärtig sein, möge dann und wann ein Schein durch das Schlüsselloch auf unseren - mal mehr, mal weniger - dunklen Erdenweg fallen!
Mit allen guten Wünschen für die kommenden Festtage und das Neue Jahr...
Eure Bettine