Schön wie niemals sah ich jüngst die Erde.
Einer Insel gleich trieb sie im Winde.
Prangend trug sie durch den reinen Himmel
Ihrer Jugend wunderbaren Glanz.
Funkelnd lagen ihre blauen Seen,
Ihre Ströme zwischen Wiesenufern.
Rauschen ging durch ihre lichten Wälder,
Grosse Vögel folgten ihrem Flug.
Voll von jungen Tieren war die Erde.
Fohlen jagten auf den grellen Weiden,
Vögel reckten schreiend sich im Neste,
Gurrend rührte sich im Schilf die Brut.
Bei den roten Häusern im Holunder
Trieben Kinder lärmend ihre Kreisel.
Singend flochten sie auf gelben Wiesen
Ketten sich aus Halm und Löwenzahn.
Unaufhörlich neigten sich die grünen
Jungen Felder in des Windes Atem,
Drehten sich der Mühlen schwere Flügel,
Neigten sich die Segel auf dem Haff.
Unaufhörlich trieb die junge Erde
Durch das siebenfache Licht des Himmels.
Flüchtig nur wie einer Wolke Schatten
Lag auf ihrem Angesicht die Nacht.
Marie-Luise Kaschnitz


Nachfolgende Generationen werden all dies möglicherweise nicht einmal vermissen, - einfach weil es ihnen nicht mehr vergönnt war, es kennenzulernen. Darin sehe ich die größte Gefahr. Kinder von heute werden als Erwachsene von morgen nur jenes für schützenswert befinden, was sie kennen- und liebengelernt haben. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen dies zu ermöglichen. Aber wie lautet doch unsere bequemste Ausrede? Keine Zeit?
Dennoch: Eine eindrückliche Begebenheit ist mir im Gedächtnis geblieben, als ich im vergangenen Jahr einige Kinder im Grundschulalter zur Kindersprechstunde des Bürgermeisters begleitete. Die Kinder stellten Fragen nach verloren gegangenen - weil zwischenzeitlich bebauten - Wiesen, "auf denen man so schön spielen konnte." Die - keineswegs unfreundliche - Antwort lautete: "Aber dort, wo ihr wohnt, haben wir doch schon einen Spielplatz gebaut!" Darauf rief ein zehnjähriges Mädchen: "Herr Bürgermeister, Sie haben uns nicht verstanden! Es geht nicht um Spielplätze, es geht um W i e s e n !!!"
Ermutigend, solches bei den Dichtern zu lesen, denn vorüber sind auch sie, die Pfingsttage - und mit ihnen die Pracht der Pfingstrosen, die mir hier eine Rückschau wert sind.
Wenn mir etwas an ihnen besonders gefällt, so ist es ihre Art, noch zur Knospenzeit manche ihrer Köpfe durch Zäune und Begrenzungen zu stecken, um hernach jenseits dieser umso prachtvoller aufzublühen. Es hat dies etwas Verwegenes.
Beim Durchsehen von Fotos aus früheren Jahren, sah ich mich inspiriert, die schönsten von ihnen in einem Video zu versammeln:

Sprichwörtlich ist es ein Garten der Gärten, in dem es jedem zu nahezu jeder Jahreszeit möglich ist, sein individuelles Paradies zu finden.

Fotoalben in Betty's Büchergarten auf Facebook einsehen.
Weitere Alben zu vielfältigen Themen finden sich in Betty's Corner und LiteraturFreundIn.
Die schönsten der Ludwigsburger Rosen fanden in einem weiteren Video Platz:

Betty's Kids' Corner für junge und jung gebliebene LiteraturfreundInnen, welches vor einer Woche online ging.
Hierzu ergeht meine herzliche Einladung! Ich bin gespannt auf die Entwicklung, die es nehmen wird.
Ferner freue ich mich, dass mein Essay zu Anne Frank rechtzeitig vor ihrem 85. Geburtstag bei Literaturkritik.de erschienen ist.

Ich wünsche uns allen immer wieder Mußestunden und Zeit für Traum-Reisen ins Blaue. Nicht, dass wir dafür unbedingt weite Strecken zurücklegen müssten!
In diesem Sinne: Einen wunderschönen Sommer und herzliche Grüße!
Eure Betty