Sonntag, 29. Juni 2014

Junitage wie einst - oder: Unterwegs auf Schatzsuche

Juni

Schön wie niemals sah ich jüngst die Erde.
Einer Insel gleich trieb sie im Winde.
Prangend trug sie durch den reinen Himmel
Ihrer Jugend wunderbaren Glanz.

Funkelnd lagen ihre blauen Seen,
Ihre Ströme zwischen Wiesenufern.
Rauschen ging durch ihre lichten Wälder,
Grosse Vögel folgten ihrem Flug.


Voll von jungen Tieren war die Erde.
Fohlen jagten auf den grellen Weiden,
Vögel reckten schreiend sich im Neste,
Gurrend rührte sich im Schilf die Brut.




Bei den roten Häusern im Holunder
Trieben Kinder lärmend ihre Kreisel.
Singend flochten sie auf gelben Wiesen
Ketten sich aus Halm und Löwenzahn.


Unaufhörlich neigten sich die grünen
Jungen Felder in des Windes Atem,
Drehten sich der Mühlen schwere Flügel,
Neigten sich die Segel auf dem Haff.

Unaufhörlich trieb die junge Erde
Durch das siebenfache Licht des Himmels.
Flüchtig nur wie einer Wolke Schatten
Lag auf ihrem Angesicht die Nacht.

Marie-Luise Kaschnitz





  Und so sollte uns in diesem Jahr ein weiterer Juni vergönnt sein, der die alten Bilder in unserem Inneren wieder erstehen lässt, heiß und verheißungsvoll, leuchtend und farbenfroh. Zu Streifzügen verlockend, auf denen sich manches Kostbare findet und wiederfindet, manches üppig, anderes rar.

Die Begeisterung, die der Anblick einer Kuckuckslichtnelke oder eines Klappertopfs in mir auszulösen vermag, kündet vom Verlorenen, denn auch diese Aufnahmen zeigen keineswegs das Alltägliche, stammen vielmehr von besonderen Orten, die ich bewusst aufsuche, weil ich hoffe, an ihnen fündig zu werden.


Viele unserer einst zahlreichen Wiesenblumen sind intensiver Bewirtschaftung und den Pflanzenschutzmitteln zum Opfer gefallen; mit ihnen verschwanden mehr und mehr Insektenarten, und mit diesen wiederum viele Vögel.

Nachfolgende Generationen werden all dies möglicherweise nicht einmal vermissen, - einfach weil es ihnen nicht mehr vergönnt war, es kennenzulernen. Darin sehe ich die größte Gefahr. Kinder von heute werden als Erwachsene von morgen nur jenes für schützenswert befinden, was sie kennen- und liebengelernt haben. Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen dies zu ermöglichen. Aber wie lautet doch unsere bequemste Ausrede? Keine Zeit?

Dennoch: Eine eindrückliche Begebenheit ist mir im Gedächtnis geblieben, als ich im vergangenen Jahr einige Kinder im Grundschulalter zur Kindersprechstunde des Bürgermeisters begleitete. Die Kinder stellten Fragen nach verloren gegangenen - weil zwischenzeitlich bebauten - Wiesen, "auf denen man so schön spielen konnte." Die - keineswegs unfreundliche - Antwort lautete: "Aber dort, wo ihr wohnt, haben wir doch schon einen Spielplatz gebaut!" Darauf rief ein zehnjähriges Mädchen: "Herr Bürgermeister, Sie haben uns nicht verstanden! Es geht nicht um Spielplätze, es geht um W i e s e n !!!"

Macht uns solches nachdenklich? Kinder haben ein eigenes Gespür für das, was sie brauchen, und wir sollten endlich lernen, hinzuhören!


Der Pfingsttag kennt keinen Abend,
denn seine Sonne, die Liebe, geht nie unter.

Theodor Fontane


Ermutigend, solches bei den Dichtern zu lesen, denn vorüber sind auch sie, die Pfingsttage - und mit ihnen die Pracht der Pfingstrosen, die mir hier eine Rückschau wert sind.




Wenn mir etwas an ihnen besonders gefällt, so ist es ihre Art, noch zur Knospenzeit manche ihrer Köpfe durch Zäune und Begrenzungen zu stecken, um hernach jenseits dieser umso prachtvoller aufzublühen. Es hat dies etwas Verwegenes.
Beim Durchsehen von Fotos aus früheren Jahren, sah ich mich inspiriert, die schönsten von ihnen in einem Video zu versammeln:
 




Von der schönsten Seite zeigen sich dieser Tage viele Gärten, zumal die Rosenzeit in ihnen Einzug gehalten hat. Anlass, mir einen Ferientag zu stehlen, um eine Anlage aufzusuchen, deren Besuch schon in Kindheitstagen zu den Höhepunkten gehörte, ein Ausflugsziel, das ich allen anderen stets vorzog:
Das Blühende Barock in Ludwigsburg.

Sprichwörtlich ist es ein Garten der Gärten, in dem es jedem zu nahezu jeder Jahreszeit möglich ist, sein individuelles Paradies zu finden.




Für einen Ausflug dorthin gönne ich mir gern einen Tag für mich allein, um diesen in aller Ruhe in meinen Lieblingswinkeln vertrödeln zu können. In diesem Zuge frage mich allerdings zuweilen, ob das Glücksempfinden, welches Blumen und Farben bei mir auszulösen vermögen, wohl eine Alterserscheinung darstellt, da ich dies als junger Mensch in solcher Ausprägung nicht kannte.

 



















Wer sich hierzu weitere Bilder anschauen möchte, kann gerne meine
Fotoalben in Betty's Büchergarten
auf Facebook einsehen.

Weitere Alben zu vielfältigen Themen finden sich in Betty's Corner und LiteraturFreundIn.






Die schönsten der Ludwigsburger Rosen fanden in einem weiteren Video Platz:




Ein Projekt, dass ich nun endlich starten konnte, ist mein neues Kinder-Buch-Blog
Betty's Kids' Corner
für junge und jung gebliebene LiteraturfreundInnen, welches vor einer Woche online ging.

Hierzu ergeht meine herzliche Einladung! Ich bin gespannt auf die Entwicklung, die es nehmen wird.

Ferner freue ich mich, dass mein Essay zu Anne Frank rechtzeitig vor ihrem 85. Geburtstag bei Literaturkritik.de erschienen ist.


Inzwischen liegt auch der längste Tag des Jahres hinter uns, wenngleich wir noch viel Sommer vor uns haben. Storchschnabel und Wegwarte sind eigentlich schon Boten des kommenden Monats, des Juli.








Ich wünsche uns allen immer wieder Mußestunden und Zeit für Traum-Reisen ins Blaue. Nicht, dass wir dafür unbedingt weite Strecken zurücklegen müssten!





In diesem Sinne: Einen wunderschönen Sommer und herzliche Grüße!

Eure Betty

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